Zwei Jungs erfinden eine Stadt. Sie zeichen den Stadplan auf A3-Blättern. Mit Bleistift und Buntstift. Sechs Blätter haben sie schon gekachelt. Es sollen mindestens neun werden.
Ein Mädchen entwickelt gerade modezeichnend eine Sommerkollektion. Sie wird sie dann nähen und es wird eine Modenschau als Film geben. Model und Kamerafrau stehen in den Startlöchern.
Außerdem werden Mangazeichnungen in großen Mengen produziert. Und Grafiti.
Dann gibt es Einzelgänger und -innen, die still vor sich hin produzieren und es keinem zeigen.
Und einen Kerl, der seine krausen Gedanken in seltsamen Diagrammen zu bändigen soll. Und es zumindest versucht.
Ansonsten diskutieren wir über Macciavelli und Justin Bieber.
2011-12-09
Kunst AG.
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gerdbrunzema
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Labels: kunst, musik, philosophie, streetart, Zeichnung
2011-03-10
Wer es aus der Natur kann reißen, der hats.
Leute, der Plan ist folgender.
Ich zeichne was (von in echt und nicht von Fotos, das hab ich etwas zu viel gemacht, will ich grad nicht mehr).
Auf einem maximal A4renen Blatt. Dann kommt das in eine Klarsichthülle, welche ein folienschreibernes 10mm-Raster trägt.
Dann kommt ein 700x500-Bristolkarton mit einem bleistiftenem Raster (ich hör ja schon auf). Auf den übertrage ich die spontane Zeichnung in einen gefrorenen Gedankenzustand. Mit Aquarellfarbe.
Warum?
Weiß ich nicht genau. Soviel weiß ich: Eine mir sehr wichtige Erkenntnis gerade ist, dass alles lebendige immer spontane Improvisation an einem Skelett von Konzept ist. Und ich meine nicht Kunst oder Malen oder Zeichnen, sondern alles.
Und ich möchte das an einem Arbeitsprozess, den ich mir gebastelt habe (siehe oben) durchdeklinieren.
Und ich mag zeichnen.
Und ich mag Aquarell, und es geht mir unheimlich auf die Nerven. Aquarell ist die einzige Zicke, die ich auf Dauer aushalte, bisher.
Und ich mag überhaupt nicht rastern und möchte das als disziplinierenden Widerstand haben.
Und mir ist sympathisch, dass ich nicht in der Lage bin, die Ergebnisse ins Netz zu stellen, weil der Bristolkarton zu groß für meinen Scanner ist und ich keine Digitalknipse (mehr) habe. Ich bin etwas genervt vom ins Netz stellen, grad.
Und die Überschrift ist ein Zitat von Albrecht Dürer. Man bemerke bitte die doppelte Bedeutung von "reißen".
Dankeschön.
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gerdbrunzema
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2010-11-17
Weblogs lesen.
Ich lese einige Weblogs. Schon seit Jahren. Man verfolgt dabei, und das merkt man spät, wie andere Menschen älter werden. Wie sie leiden, wie sie geniessen, wie sie verzweifeln und sich trösten. Man kann ein Leben sehen, das jaja, möglicherweise so gar nicht stattfindet, aber das tut nichts.
Und man sieht Trends kommen und gehen (erinnert sich jemand an die Stöckchen-Manie vor einigen Jahren?, "Blog-Karneval", anyone?), ältere Verwandte und Freunde sterben, Kinder werden geboren. Leben halt.
Und ich merke dann manchmal, wie ich dazugehöre, und wie ich das nicht tue. Wie soziale Konstellationen (z.B. die Tatsache, dass ich Kinder habe) Sozialkontakte begünstigen und behindern, wie ich mich in einem bürgerlichen Umfeld wiederfinde und allmählich, bedauernd und erleichtert gleichzeitig, das vertraute Befremden spüre.
Ich schaffe es zum Beispiel einfach nicht, eine quasi erotische Beziehung zu ökologoschen Nahrungsmitteln zu entwickeln. Zum Beispiel. Ich bin kein Genießer solcher Dinge. Ich genieße überhaupt wenige Dinge. Zeichnungen zum Beispiel, die genieße ich. Entschuldigung.
Aber das ist nur ein Beispiel. Ich merke einfach, das ich nicht richtig funktioniere für bestimmte Sozialkontexte. Ich bin vermutlich auch kein Mehrwert, sondern eher anstrengend für eben diese Sozialkontexte.
Ich freunde mich gerade mit dieser Tatsache an. Wir kennen uns schon lange, aber jetzt planen wir eine sehr langfristige Zusammenarbeit, ich und diese Tatsache.
Ich gehöre irgendwo anders hin. Und ich lerne gerade Leute kennen, die mich umhauen in ihrer Nichthierhergehörheit.
Anyway. Was ich eigentlich sagen wollte: Ich liebe all diese Weblogs. Und teilweise auch die Menschen dahinter (ich kenn ja längst nicht alle).
Ich kanns empfehlen, dieses Webloglesen. Und zeichnen. Das kann ich auch empfehlen.
2010-06-30
Denn da hängt schon eine.
Das Wetter ist sonnig und heiß. Das bleibt nicht ohne Wirkung. Da findet man Damen, die sonst eher unerlaubt meine Nerven belästigen, plötzlich sonnig und heiß.
Ich finde, es lohnt sich, die Jahreszeiten aus der Perspektive eines milde resignierten Theaterkritikers zu betrachten, der überrascht fest stellt, dass er immer noch zu begeistern ist. Weniges beeinflusst meine Laune so wie das Wetter. Oder genauer, das Licht.
Ach, Licht.
Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich mich, obwohl ich mich zur Zeit in einer eher schattigen Situation befinde, außergewöhnlich, übernatürlich geradezu, gelassen fühle.
Nun bin ich kein Theaterkritiker.
Ich bin Maler und Zeichner.
Was mich sehr beschäftigt zur Zeit: Die Behauptung, nichts sei dem Menschen zugänglich ohne Erzählung. Ich glaube, dass das stimmt. Und das bedeutet, dass statische, bildende Kunst immer narrativ ist. Erst wenn man eine zuvor beschlossene Erzählung in ein Werk zwingt, fliegt einem die Kunst um die Ohren und gerinnt zu Kitsch. Das bedeutet wahrscheinlich, dass man als Zeichner und Maler die Zeichen, die man setzt, als Anker für Erzählung begreifen MUSS, ohne eine Erzählung daran zu hängen. Denn da hängt schon eine.
Aber ich bin noch nicht fertig mit denken.
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gerdbrunzema
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Labels: Freundlich, gesundheit, kunst, malerei, Zeichnung
2010-06-24
Nicht zu empfehlen.
"Im Prinzip ist jede Zeichnung eine Landkarte." Ich weiß, ich weiß, ich wiederhole mich. Aber man möge doch kurz mal ernst nehmen, was das heißt. Das bedeutet nämlich, dass eine Reihe von Kollisionen, Reibungen und Asynchonitäten im Leben an sich und überhaupt durch Zeichnung strukturiert werden können, dass Lösungen sichtbar und damit möglich werden.
Ich möchte hiermit Zeichnung ausdrücklich nicht als therapeutisches Werkzeug empfehlen, ich halte Rohrschach et al. nur sinnvoll für Leute, die nicht verstehen oder wissen, wie Assoziation funktioniert. Zeichner gehören aus ihrer Tätigkeit heraus nicht zu dieser Gruppe.
Ich möchte nur vorschlagen, Zeichnung zu begreifen als ein valides Navigationsinstrument in fast allen unübersichtlichen Angelegenheiten, UND NICHT NUR ALS KUNSTFORM!!!
Als Kunstform ist sie sehr schwer, sehr selten gute Kunst und IMMER still und leise.Und damit künstlerkarriere-untauglich. Nicht zu empfehlen.
Außer man ist Klarheit interessiert.
Außer man ist an Struktur interessiert.
Außer man ist an Problemen interessiert,
UND man ist an deren Lösungen interessiert.
Außer man ist an Kunst interessiert.
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gerdbrunzema
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2010-05-31
Zweite Perspektive.
Am nächsten Tag passiert dann das, was manchmal passiert und mich immer staunen lässt. Da das Wetter hamburgisch ist und außerdem Flohmarkt auf dem Bert-Kaempfert-Platz, haben wir im Museum der Arbeit gearbeitet.
Und alle, außnahmslos alle, haben die Quälerei von gestern (die ich vielleicht etwas zu pessimistisch und fatalistisch beschrieb, entschuldigung) hinter sich gelassen und man sieht Innenraumdarstellungen, die zwar noch kleine Fehler aufweisen (aber welche Innendarstellung weist keine kleinen Fehler auf?) aber doch aus der Beobachtung richtig sind, gesehen richtig und nicht gedacht richtig.
Es war wirklich erstaunlich und schön zu sehen.
Und dann wurde ich übermütig. Dann, nach der Pause (einige mussten schon früher gehen, vielleicht flüchten) verkündete ich, nun würden wir Treppen zeichnen.
Es gibt nichts fieseres als Treppen. Ich dachte, man muss alles mal gemacht haben und so... Und dann haben wir gemacht.
Das Problem bei Treppen ist, dass unheimlich viele Kanten und Linien minimal nicht parallel zu sehen sind (sie fluchten halt auf einen Fluchtpunkt). Wenn man das aber ignoriert und schön alles parallel und so, mit Gartenzwerg, dann wird alles schief.
Es war wirklich schwer. Und sie haben es auch alle geschafft. Aber es war wirklich eine Quälerei und ich möchte mich dafür entschuldigen, das war nicht nötig.
Insgesamt aber war das erstaunlich zu beobachten, was man in zwei Tagen sich an Wissen und Fähigkeiten aneignen und anwenden kann.
Ich staune darüber immer wieder. Ich habe oft das Gefühl, die Leute zu überfordern. Und es fühlt sich für die Leute wahrscheinlich auch so an.
Aber sie schaffen es.
Hochachtung. Hochachtung. Hochachtung.
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gerdbrunzema
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Labels: Zeichnung
2010-05-29
Perspektive.
Da sind dann Leute, die wissen wollen, wie der Trick geht, dass man perspektivisch korrekte Zeichnungen machen kann. Hobbymalerinnen sind darunter, aber auch Bauzeichner, Architekten (nein, Architektinnen, nein, Bauzeichnerinnen). Und ich sage, fangt einfach mal an. Da sind Gebäude, zeichnet die mal.
Eine leichte Enttäuschung, die ins Rebellische färbt, ist deutlich spürbar. Aber sie machen, denn sie sind gekommen, um was zu lernen.
Ich erkläre jedem Einzelnen, jeder Einzelnen je nach Bedarf einzelne Regeln aus der Perspetivlehre Piero della Franchescas.
Aha! Eifrig wird nun begonnen, nach diesen Regeln zu zeichnen. Mit voller Kraft. Mit voller Kraft an die Wand. Denn mit Regeln kann man Regeln zeichnen, nicht die Wirklichkeit. Der kurze Flirt mit der abstrakten Perfektion des Regelwerks wird wehmütig beendet.
Es ist immer so. Es kann nicht anders sein. Es muss so.
Nun, mit den Regeln begraben im Unterbewusstsein, wird endlich geschaut, die Wirklichkeit angeschaut. Längen, Winkel, Verhältnisse zueinander, die Realität halt.
Die Zeichnungen erwachen zum Leben, laufen wie ein Kleinkind, noch ungeschickt, aber sie laufen.
Ich bin der einzige, der sich darüber freut.
Perfektion wäre so viel schöner gewesen. Jaja, man lernt ja noch, jaja, er wirkt viel lebendiger, jaja, Übung Übung Übungübungübung.
Es geht nicht anders. Man muss durch Scheiße waten, um an Land zu kommen.
Zeichnen ist Realität verstehen. Versuchen.
Im Rückblick macht es meistens Sinn.
Wie im Leben.
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gerdbrunzema
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Labels: Zeichnung
2010-04-20
Stärker höhnisch über Schwächer.
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gerdbrunzema
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Labels: Zeichnung
2010-03-24
Asemic.
"It looks like writing, but we can't quite read it. I call works like this 'asemic writing'."
Hier, hier, hier und hier
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I call it wonderful.
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gerdbrunzema
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Labels: literatur, unglaublich, Zeichnung
2010-03-17
Green Grass.
Es muss sein. Hier kommt was über Zeichnung, der Mutter aller Visualisierungsverfahren, aller Versuche, im Abstrakten und im Konkreten zu navigieren.
Ach, ehe ichs vergesse, ich mache zur Zeit bei einem netten Projekt über Zeichnung mit: draw365. (Meine Beiträge)
Ich kann von Zeichnung nicht lassen.
Ich glaube, das ist so wie bei Schriftstellern. Die haben auch (neben den Sachen, die sie machen, um zu leben) immer auch eine Schublade, in der sie ihre heimlichen Gedichte sammeln.
Zeichnungen sind immer die kleine Form (auch die großen Zeichnungen sind klein. Glaubt mir einfach.) Es ist immer eher das Gedicht als der Historienroman. Eher das Kammerkonzert als die Oper.
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Jedenfalls sollen es alle wissen. Zeichnen ist visuelles Denken, visuelles Erkennen, visuelles Strukturieren. Und es ist, nein, es ist nicht, aber es kann, und es sollte sein: Ein gläsernes und präzises und durchschlagendes Gefühl.
Das gelingt selten. Und wenn es gelingt, dann sollte man für fünf Minuten stille sein und stolz sein und traurig sein.
Danach darf man sich freuen.
So, liebe Freunde, Genossen dieser Landstraße, genug der Anweisungen und Verkündigungen.
Jetzt müssen sich alle freuen.
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gerdbrunzema
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2010-03-02
Wichtige Stelle.
Wenn man spürt, das eine wichtige Stelle kommt, ein Knoten, eine Weggabelung dann wird man still und angespannt.
Man macht zwar die Dinge, die man so macht. Aber das Gefühl kriecht in die Seele, dass die Zeit sich ändert.
Daher bin ich still und angespannt.
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gerdbrunzema
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Labels: Druckgraphik, hochschule, Zeichnung
2009-12-08
Zeichnung statt kommende Kinder.
Das Smögen ist ein wunderbares Café. Es hat, soweit Google sich damit auskennt, keine Website. Was sehr gut passt.
Da haben neulich einige Blogger Weihnachten gefeiert. Ich auch. Alle haben was vorgemacht. Gelesen, aufgesagt oder so. Ich wollte ein "Ihr Kinderlein kommet"-Battle machen, fünf Gruppen, die jeweils eine Strophe singen. Gleichzeitig. Wer heile ankommt und am lautesten ist, hat gewonnen.
Wollten die aber nicht. Hab ich sie halt gezeichnet:
Isa unvollendet wegen nicht stillhalten, aber mir gefällts trotzdem.
Malte
Und Merlix
Ich hab zwar noch mehr gezeichnet, die Leute kenne ich aber nicht so genau oder die Zeichnung ist doof.
Es war ein sehr schöner Abend. Ich hab außerdem aus gegebenem aktuellen Anlass ein T-Shirt geschenkt bekommen, das auf Braunschweig schimpft.
Ich schompf gelegentlich auf twitter darüber. "Schompf" habe ich übrigens aus einem Kommentar auf dem Vigilien-Blog. Großartiges Wort. Der hat allein wegen dem seit Jahrhunderten in seinem Weblog zu bewundernden weltgroßartigen Menzel-Gemälde drei Pluspunkte in der Kaderakte. Von der Sprache will ich nicht anfangen, das geht nicht so aus dem Stand. Das findet er vermutlich nicht sehr schön formuliert, aber das kümmert mich grade nich so sehr. Wir kennen uns ja nicht.
Wie kam ich jetzt darauf? Achja, schompf.
Wie auch immer: Ein saugeiler, um nicht zu sagen tröstlicher Abend.
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gerdbrunzema
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2009-11-13
Papiermädel.
Das hab ich mit großer Freude vernommen, dass Papergirl nach Portland (Oregon) gekommen ist. Sollte ich noch einmal in meinem Leben in die USA reisen, so wäre mit Sicherheit Portland einer der Orte, die ich überprüfen müsste. So viel gute Musik von da.
Und Kunst scheint dort ja offensichtlich auch in ausreichender Menge und Güte produziert zu werden.
Papergirl Portland from abraham ingle on Vimeo.
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gerdbrunzema
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2009-11-07
Bitte milde lächeln.
Ich muss hier heute leider über Zeichnung predigen. Ich würde lieber einfach nur darüber schreiben, aber alle Gespräche, die ich in letzter Zeit über dieses weltwichtige Thema führen musste, und das muss ich beruflich häufig, lassen mich immer öfter in einer Situation eines manischen Straßenpredigers enden. Es geht offensichtlich nicht anders.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, das man als ein Mensch, der selber nicht zeichnet und das auch nicht vorhat, sich etwas betreten (quasi strombergig) fühlt, wenn man in sagenwirmal übersteigerter Weise ihn mit diesem Thema behelligt wird (ja, behelligt). Denn die Ergebnisse zeichnerischer Bemühungen sind selten sofort spektakulär. Rembrandt (der ist so unglaublich. Mann), Van Gogh, Egon Schiele oder Cy Twombly mag da Ausnahme sein.
Aber, man versuche bitte zu verstehen. Ein weißes Blatt Papier. Ein Bleistift, sagen wir ein Derwent B5, in der Hand. Wenn man nun eine Linie zieht, klar, grade, entschieden. Oder erratisch, nervös, unruhig, aufgeregt, erregt. Oder vorsichtig, tastend, auf dem Sprung, sich selbst eilig zu korrigieren. Wenn man nun eine solche Linie zieht, dann legt man Grund für eine ganze Welt IN dieser einen ersten Linie. Ist die erste Linie daneben, weiß man schon: Das wird bestenfalls was fleißiges. Und jeder Schritt von da an, jeder Schritt, ist ehrlicherweise nicht zu korrigieren (und man glaube nicht, Bleistift könne man radieren. Mit einem Gummidings verschmieren, und die Papieroberfläche zerstören, ja, das geht.)
Mit ein paar guten Leuten Musik zu improvisieren ist der einzige Vergleich, den ich mir vorstellen kann, das er auch nur annähernd fasst, was für ein rauschartiges, fließendes Gefühl es ist, diesen schmalen Grat der Linie auf dem Papier von Anfang bis Ende zu tanzen. Oder Kant lesen und wirklich (also in seiner Wirkweise) zu begreifen. Das muss ein ähnliches Gefühl von Kraft und Eleganz sein.
Womit noch nichts über die Qualität der Zeichnung für den Betrachter gesagt sein soll.
Aber ich bitte um Verständnis, dass, wenn man so etwas erlebt hat, erlebt, dass man nicht schweigen will sondern sagt, das alle zeichnen müssen.
Und ich bitte darum, diesen Aufruf gegebenenfalls milde zu belächeln.
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gerdbrunzema
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Labels: Zeichnung
2009-10-26
Im Raume stehende Frage.
Hin und wieder denke ich, was machste hier eigentlich. Und gutgelaunt antworte ich dann immer: "Na, hier mach ich, was ich will!! Mal dies mal das, hier darf ich nämlichstenst!" Mal Musik, mal ein Gedicht, mal Photo, mal selbergeschrieben, mal Kinnings und Zeug. Und Kunst. Und dann auch mal eher nix.
So. Und schlecht gelaunt antworte ich dann immer: "Na, konzeptloses Zeug, das einen bestenfalls wirren Eindruck von mir erzeugt, wo Du eigentlich ganz was anderes machen solltest. Lass es und mach mal was nützliches."
Ich denke, ich sollte mehr über Zeichnung schreiben. Das denke ich immer, wenn ich den Eindruck habe, ich sollte hier irgend einen Zweck verfolgen. Und da ich, das wäre ja, was den Zweck von Weblogs angeht, das Naheliegenste, kein Autor literarisch ambitionierter Texte bin, und als Freund von verschachtelten Bandwurmsätzen, auch keiner zu werden gedenke, ich nun sporadisch überlege, was ich denn nun hier mache, scheint mir, über Dinge, die sehr wichtig sind, nämlich Zeichnung, zu schreiben, geeignet, die im Raume stehende Frage angemessen zu beantworten.
Was ich in Bälde zu tun gedenke. Ich hab zwischenzeitlich ein paar neue Zeichnungen auf meine Seite geladen, und mich dazu durchgerungen, die Druckgraphik, die ich mache, ebenfalls auf meiner Seite zugänglich zu machen.
Das mit dem "durchgerungen" meine ich übrigens genauso.
2009-10-12
2009-07-28
Frau Blasko und Frau Potter.
#
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Die Musik von Frau Blasko.
Die Zeichnungen von Frau Potter.
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gerdbrunzema
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2009-07-23
Endzeitfilter.
"...ich sehe keinen Film mehr, sondern das Ergebnis eines Photoshop-Tutorials. Endzeitfilter. Das funktioniert so: Gelb weg! Gelb ist 80er, Gelb ist Sonnenuntergang, Gelb ist Retro, Gelb ist Kitsch. Wir leben in harten Zeiten und da ist kein Platz für Gelb." #
Das ist für mich eine der spannenden Fragen, was Photoshop angeht. Wenn da die Malerei des Barock (mit deren Wahrheits- und Erzählfunktionen) stattfindet, was geschieht mit der Beweisbarkeit von Realismus? Wie bauen wir die Bedeutung von Gelb? Angesichts der alten Photographie, die ja offensichtlich Gelb eine zu vermeidende Funktion und Wirkung zugewiesen hat. Wie kann man berichten, wenn Wahrheit nur noch live stattfinden kann? Worin besteht die Wahrheit einer Gerichtszeichnung?
Da ist sie wieder, die alte Pilatusfrage. Was ist Wahrheit?
Die geht nicht weg. Auch mit Photoshop nicht.
2009-07-06
Vik Muniz.
Das ist die beste Lektion über Konzeptkunst, die ich je gesehen habe.
Superunfassbar.
Ich brauche dringend neue Worte der Begeisterung. Menno.
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gerdbrunzema
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13:10
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Labels: kunst, unglaublich, Zeichnung
2009-06-30
Wo denn nun!
Es gäbe grade viel zu zürnen. Über die mittelgroße Politik unserer lieben Familienministerin hier in Deutschland. Über diverse private große und kleine Angelegenheiten. Aber ich habe meinen Zorn abgegeben. Das bearbeitet jetzt jemand anders.
Deshalb möchte ich auf ein wichtiges Thema zu sprechen kommen. Sehr wichtig. Und meiner eigenen Weltfremdheit keinen Schrecken einjagend sondern beruhigend auf sie einflüsternd.
Es treibt mich schon eine ganze Weile die Frage herum, wo Kunst stattfindet. Da ich mich selber der Zeichnung und der Malerei mich verpflichtet fühle und in diesen Techniken schon eine lange Weile versucht wird Kunst zu produzieren, so lange, dass nicht wenige Leute, denen ich professionell begegne, ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass nur in diesen Techniken (und Skulptur) überhaupt Kunst stattfände (ermüdend, das); da ich mich also diesen Disziplinen verpflichtet fühle, treiben mich medientheoretische Fragen, insbesondere das Internet betreffend, durchaus um.
Es ist nämlich wie mit den Kühen für Stadtkinder: Wieviel an Kunst nehmen wir "direkt" wahr? Und vorher: Was ist "direkt".
Ich komm getz ma mit Malerei.
Noch in den späten 80er Jahren des letzten Jahrtausends war es fast unbezahlbar, farbige Abbildungen von Kunstwerken (Malereien in dem Fall) zu publizieren. Kataloge gabs nur für Großereignisse wie die Documenta, und da auch nicht durchgängig, nur wenige Abbildungen waren aus Kostengründen farbig. Und eigentlich waren die nicht farbig, sondern bunt...
Nicht so heute. PDF zu BookStation oder Lulu oder irgendeine andere online-Buchdruckerei, und man bekommt ein anständiges Werksverzeichnis/Katalog/Kunstbuch zurück. Kost zwar was Geld, aber ist bezahlbar.
Webseiten gibt es seit den 90ern. Flickr, picasa, photobucket, etc seit ca 2000. Weblogs, Socialnetworks, Foren, Communitiy unwattnichall gibt es erst seit ein paar Jahren.
Sie alle haben einen Effekt. Man schaut Photos oder Scans von Sachen an, die als Kunst gemeint sind. Diese Photos und Scans sind nicht als Kunst gemeint. Oder doch? Oder wie?
Unterm Strich ist es etwa so häufig, dass man eine reale Kuh sieht, wie man ein reales Gemälde sieht.
Die gesamte Kunsttheorie/Medientheorie/Interpretationsindustrie bezieht sich auf und rechtfertigt sich mit REPRODUKTIONEN von Kunst-gemeinten Dingen. Aber nicht den Dingen selber. Ein minimaler Prozentsatz Leute, die über Vermeer reden, haben die Bilder gesehen und Diskutieren etwa über sie vor Ort. Geht ja auch gar nicht. Da hats die Literatur oder Musik leichter, sie ist ortsunabhängig wahrnehmbar. Man muss nur lesen oder hören. Kunst hat immer einen Ort und kann eigentlich original nur dort wahrgenommen werden und sonst nicht.
Oder doch? Ist es nicht so, dass sich die Kunst und die Diskussion über Kunst sich soweit virtualisiert hat, das der reale Kunstgegenstand nurmehr eine (ok, notwendige) Vorraussetzung, ein Anstoß ist? Etwa so wie ein Filmset für die Filmproduktion notwendig ist, aber nicht etwa als Installationskunst gemeint und wahrgenommen wird.
Ich sehe so viel hypergeniales Zeug im Internet. Genau. Eben. Im Internet. Kaum etwas davon habe ich jemals offline gesehen. Und, hahaha, auch da meist nur als Print-Katalog.
Das Original wird also irrelevant. Oder doch nicht?
Die entscheidende Frage ist: Wo, an welcher Wahrnehmungsstufe konstituiert sich in der Betrachterwahrnehmung das Kunsterleben? Wenn ich das JPG auf der Internetseite auf meinem (nicht farbkalibrierten) Monitor sehe? Im Katalog? Das Bild beim Atelierbesuch? Beim auspacken des Pakets/Briefumschlags? An der Wohnzimmerwand? Im Museum/Kunstverein/in der Galerie?
Das ist insbesondere dann eine entscheidende Frage, wenn man mit dieser Problematik künstlerisch arbeiten will, d.h. nicht die Malerei auf der Leinwand, sondern die Tatsache, das ein JPG-Photo dieses Gemäldes im Internet auf einer Homepage oder (und das ist etwas anderes!!) auf flickr oder in einem Themenforum existiert, soll das kunststiftende Moment sein.
Zumal die reproduzierte Wirklichkeit in Form von Filmen und Photos derart überhand genommen hat, dass man an der Reproduktion als GROSSER Bestandteil der Alltagswahrnehmung überhaupt nicht vorbeigehen kann. Denn ma ehrlich: Wieviel reale Dinge außerhalb von Urlaubssituationen nimmt man wirklich ästhetisch (und damit potenziell als Kunst) wahr? Also nix Fernsehen, Zeitung, Bildbände etc. ? Na?? Nich soo viel, oder?
Im Barock gab es noch den Gegensatz von Naturschönheit und Kunstschönheit. Wir kennen Naturschönheit nur noch im Urlaubsfoto, aber nicht als Alltagserfahrung. Mit einer Außnahme: Street Art, die das urbane reale Leben zum ästhetischen Gegenstand hat. Prompt schaut man sich Häuserwände als ästhetisches, kunstfähiges Phänomen an. So wie "het straatje" von Vermeer...
Und darauf kommt man nur, weil man im Internet Seiten findet, die einem das nahelegen.
So kommt man zu einer extrem verwirrenden Gemengelage, in der einem dann allmählich klar wird, dass sich IM BETRACHTER aus der Mixtur der Verschiedenen reproduzierten Informationen plus eventuellem Realerleben ein Gesamtbild ergibt, dass dann für Kunst (gute oder schlechte) gehalten wird oder nicht. Und Online und Offline spielen sich dabei die Bälle zu, das man nicht weiß wo und wie man dazwischengrätschen soll.
Es ist vielleicht vergleichbar mit dem erleben von Musik, erst im Radio oder Fernsehen oder Myspace, last.fm oder wasauchimmer, dann irgendwann Livekonzert und dann weiß man, ob das nu gut ist oder nicht, und leider funktioniert der Vergleich überhaupt nicht. Denn Musik ist (auch) ein Sozialphänomen, Musik und Literatur nur bedingt, zu Marketingzwecken, aber nicht einfach so aus sich heraus. Mit Kunst als Sozialphänomen fang ich jetzt hier nicht mehr an, weil ich dazu keine Lust habe.
So und was heißt das nun für die gemeine Hausfrau?
Bitte immer selber gucken. Bitte immer so vielfältig wie möglich (oder nötig, je nach Interesse) gucken.
Überhaupt gucken.