Das Wetter ist sonnig und heiß. Das bleibt nicht ohne Wirkung. Da findet man Damen, die sonst eher unerlaubt meine Nerven belästigen, plötzlich sonnig und heiß.
Ich finde, es lohnt sich, die Jahreszeiten aus der Perspektive eines milde resignierten Theaterkritikers zu betrachten, der überrascht fest stellt, dass er immer noch zu begeistern ist. Weniges beeinflusst meine Laune so wie das Wetter. Oder genauer, das Licht.
Ach, Licht.
Dazu sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich mich, obwohl ich mich zur Zeit in einer eher schattigen Situation befinde, außergewöhnlich, übernatürlich geradezu, gelassen fühle.
Nun bin ich kein Theaterkritiker.
Ich bin Maler und Zeichner.
Was mich sehr beschäftigt zur Zeit: Die Behauptung, nichts sei dem Menschen zugänglich ohne Erzählung. Ich glaube, dass das stimmt. Und das bedeutet, dass statische, bildende Kunst immer narrativ ist. Erst wenn man eine zuvor beschlossene Erzählung in ein Werk zwingt, fliegt einem die Kunst um die Ohren und gerinnt zu Kitsch. Das bedeutet wahrscheinlich, dass man als Zeichner und Maler die Zeichen, die man setzt, als Anker für Erzählung begreifen MUSS, ohne eine Erzählung daran zu hängen. Denn da hängt schon eine.
Aber ich bin noch nicht fertig mit denken.
2010-06-30
Denn da hängt schon eine.
Eingestellt von gerdbrunzema um 11:52
Labels: Freundlich, gesundheit, kunst, malerei, Zeichnung
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5 Kommentare:
es gibt einen chicken aufsatz vom werner wolff zu diesem thema mit titel "das problem der narrativität in literatur, bildender kunst und musik: ein beitrag zu einer intermedialen erzähltheorie", ich hab hier vielleicht noch 'ne digitalkopie rumliegen bei interesse!
... denn da hängt schon eine :o)
@fabe: Gerne, das würde mich sehr interessieren!
@blaumann: : )
Was ist mit dem Sonderbereich Storyboard / Experimental Comic / Poemic ... wo Geschichten erzählt werden in Bilderfolgen? Ein SEHR wichtiger Teil der bildenden Kunst, sage ich. Wie siehst du das?
@blaumann Das ist eines der spannendsten Bereich in der Kunst, für mich vergleichbar mit street-art. Beides sind Kontext-Verfahren.
Bei Comics flackert das bei mir aber immer an der Frage:
"Fände ich einen großartig gezeichneten Comic mit schlechter Erzählung genau so gut oder schlecht wie ein schlecht gezeichneten Comic mit großartiger Erzählung?"
Antwort: Nein. Ich fände einen schlecht gezeichneten Comic mit guter Story IMMER besser als ein gut gezeichneter Comic mit schlechter Story.
Daran sehe ich, das ich Comic in erster Linie als Literatur, und nicht als bildende Kunst wahrnehme.
Und abstrakte Comics, sind ja im wesentlichen Formanalysen des Page-Layouts und darin ein großartiges Lehrstück in Sachen Dramaturgie der Bildkomposition.
Meine Baustelle in der ganzen Sache ist die "Entdeckung" das alles Erzählung sein MUSS, um sozial verhandelbar zu sein. Und dass man da BITTE nicht noch eine gewollte Story drauf quetscht.
Selbst wenn man also eine einzelne Zeichnung, ein einzelnes Photo irgendwas einzelnes hat, ist die Rezeption schon eingebettet in Erzählung.
Ich habe sozusagen als Fisch entdeckt, dass ich im Wasser schwimme.
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