2007-09-28

Keiner?

Der letzte Teil. Der ist ein bisschen schwierig.

Man wurde instruiert, doch bitte zwei Arbeiten für die Auktion zu kennzeichnen mit einem Post-it Aufkleber. Gerne. Nach einer Weile ging es dann in den bereits restaurierten Festsaal. Ein GROSSARTIGER Raum, mit Stuck, wie ich ihn noch nicht besser gesehen habe. Nicht protzig, nicht karg, sehr komplexe Ornamente (nein, ich lenke nicht ab! Menno. Das war wirklich sauschön!).
Die Veranstalter hatten noch nie eine Auktion gemacht, die Besucher vermutlich auch noch nicht mit-, nur wenige nahmen sich ein Bieterkärtchen.
Ein Herr fungierte als Auktionator, einer als eine Art Laudator mit einer Präsentatöse als Assistenz.

Das erste Bild wurde aus die bereitstehende Staffelei gestellt (so gut sowas eben geht, mit Papier...), Lobende Worte ertönten, sodann frug der Auktionator nach Geboten.

Er frug nach Geboten.

Und ausserdem ist das für einen Guten Zweck, ein Teil (10%) gehen in die weitere Restaurierung des Schlosses!

Er frug nach Geboten.

Man enthielt sich eisern des Gebots. Nunja, äh, wir machen dann einfach mal weiter, äh als nächstes kommt dann ...

Das nächste Bild wurde aus die bereitstehende Staffelei gestellt (so gut sowas eben geht, mit Papier...), Lobende Worte ertönten, sodann frug der Auktionator nach Geboten.

Er frug nach Geboten.

Denken Sie an Weihnachten!

Er frug nach Geboten.

Man enthielt sich eisern des Gebots. Nunja, äh, wir machen dann einfach mal weiter, äh als nächstes kommt dann ...

Das nächste Bild wurde aus die bereitstehende Staffelei gestellt (so gut sowas eben geht, mit Papier...), Lobende Worte ertönten, sodann frug der Auktionator nach Geboten.

Er frug nach Geboten.

Ein Schäppchen!

Er frug nach Geboten.

Man enthielt sich eisern des Gebots. Nunja, äh, wir machen dann einfach mal weiter, äh als nächstes kommt dann ...

HALT! Ein Gebot! Werbietetmehrwerbietetmehrwerbietetmehr?
Zum Ersten, zum Zweiten usw.

Der Laudator war einmal in der interessanten Situation, über Arbeiten zu sprechen, die er selber gemacht hat. Insgesamt wurden von ca. dreissig Arbeiten vielleicht(!) fünf verkauft. (Eins von mir übrigens auch, aber das ist ein Sonderfall, gilt nicht).

Es war ein großer Moment von Wirklichkeit inmitten von einer Soße von großen leeren Worten. Kunst anschauen kostet wenig, oftmals gar nix. Da kann man viel erzählen, wie wichtig doch Kunst in unserer Zeit usw. Aber wenn die Frage ist, dafür Geld auszugeben, dann ist das ein Kontakt mit der Wirklichkeit, der fast immer unangenehm, aber immer heilsam ist. Man ersetze in den diversen Sprichwörtern und Phrasen, die um Geld gehen, nur mal das Wort "Geld" mit "Wirklichkeit". Sehr erhellend.

Diese Auktion war die bisher eindrücklichste Demonstration der Tatsache, das Kunst entweder ein Luxusgut ist (also Art cologne, richtige Auktionen etc.) oder ein Eventspektakel für alle (Documenta, Skulptur Münster etc.).

Fazit.
Insgesamt muss man (muss niemand, ich will) drei Akpekte sehen: Die eigentliche Arbeit dort mit den Kollegen, die SEHR GUT war. Mitsamt der Athmosphäre zwischen den Beteiligten.
Die Präsentation der Arbeiten, die Jaques Tati nicht besser hätte machen können, sehr skurril und witzig.
Und die Auktion, die allen (mir jedenfalls) mit gleißender Schärfe demonstrierte, das man Kunst nicht für Leute machen sollte, sondern für seine eigene Vorstellung von Kunst (die man dann aber doch schon irgendwie haben sollte...).

Außerdem war das Essen gut.


Und das mit dem Verkaufen von Kunst: Leute, davon verstehe ich nix. Dat müssen echt andere machen.

Ich kauf ja auch keine Kunst. Wozu auch?



Man könnte noch viel erzählen von Ossiwessi - Gesprächen, die sehr gut waren, von alten Männern, die im leicht streifigem Zustand anfingen, U-Bootgeschichten zu erzählen (was bin ich froh, die Zeiten nicht erlebt zu haben. Aber wer weiß was noch kommt...).

Sollte sich jemand durch meine Schilderung (die wirklich sehr subjektiv ist) beleidigt, verletzt oder in seiner Ehre beschädigt fühlen, tut mir das Leid und ich entschuldige mich hiermit dafür bei ihm im Lasteneinzugsverfahren.



Irgendwie sind kurze Beiträge besser.

2 Kommentare:

Armin hat gesagt…

Das klingt alles sehr tragisch & komisch – wäre ich gerne dabei gewesen; ich kann 's mir sehr plastisch vorstellen, was sich da abspielte.

Ähnliches & Vergleichbares kenne ich aus meinen Lehrjahren auch (man lernt nie nie nie aus).

Richtig: Mache das, was Du tun musst & willst für Dich & sonst niemand; schön, wenn andere es auch noch für Kunst halten – ich persönlich rede in meinem Fall von Malerei & Zeichnung – da bin ich näher dran an mir & dem, was ich mache & erleichtert die Arbeit ungemein.

Vielen Dank für den Hinweis auf das schöne Interview mit G.R. – tragisch & komisch – aber es macht doch auch wahnsinnig Mut & Hoffnung. Ehrlich!

Gruß

Armin

Anonym hat gesagt…

Ich meide das Wort Kunst auch eher. Ich bin Maler und Zeichner.
Ich hatte dazu mal hier ein schönes Zitat von Wayne Thibault.

Alles in allem, ein intensives und unterm Strich nicht schlechtes Erlebnis.