2007-11-14

Wiedergefunden

"Was soll man denn noch machen? Was früher sofort Kunst war, nämlich die authentische Selbstbeschreibung, selektiv und überhöht (Kafka, van Gogh, Munch, Celan, etc.) interessiert keine Sau. Zu was muss der Bezug sein, das die Diskussion, ob hier Kunst zu diskutieren sei, Neuland betritt? Ist Künstler, wer, weit draußen, etwas ausgräbt, das leuchtet, oder der, der, nahe dran, Reporter des Unmittelbaren ist?

Was ist zu äußern, in einer Situation, in der sich nicht zu äußern die aussichtsreichste künstlerische Position scheint.

Wenn 'Alles' "sagt" muss der, der 'Ich' ist, schweigen. Und das so laut und ätzend wie möglich.

Was ist also zu tun?
Der wunde Punkt ist zu suchen, das Thema ist zu suchen, die Methoden sind zu wählen.

Wo ist der wunde Punkt?
Da, wo die Bitterkeit wiederkommt. Da, wo die Umrisse der Möglichkeiten deutlich gemacht werden.

Wo kommt die verschwundene Intensität her?
Aus dem Überfluss an Zeit, der wiedergewonnen werden soll.

Wo kommt das Thema her?
Aus dem Überfluss an Zeit, der die Eindrücke kristallisieren lässt.


ZEIT ZEIT

Und die Methode muss Spaß machen."


----------------------------
Das habe ich offensichtlich im Januar 2005 in mein Denkbuch geschrieben. Hab ich neulich wiedergefunden.

Da wundert man sich doch sehr.

2 Kommentare:

Armin hat gesagt…

Habe ich im Zeitmagazin gelesen – da wird Walter Pichler zitiert:

„Ich will schon lange nicht mehr Künstler genannt werden”, meint er [Walter], „denn den meisten geht es ja nur darum, möglichst schnell reich & berühmt zu werden. Aber das ist doch das ödeste Ziel, das sich jemand setzen kann.” Seine [Walters] Aufgabe sei es hingegen, „in Entfernung von der Macht zu leben, mit größter Skepsis alles zu beurteilen und in langwierigen Arbeitsprozessen zu formulieren.”

Das klingt natürlich sehr verkopft.

Vielleicht ist nicht entscheident, das „Was”, sondern eher: das „Wie”.

Das „Was” ist das, was mich interessiert, was mich bewegt, was mich ärgert, was mich wütend macht, meinetwegen auch: was mich zum Lachen bringt; aber wie mache ich das: Wut & Angst & Verzweiflung & Freude … & wo & wann?

gerdbrunzema hat gesagt…

Bei all dein Reiz-overload bin ich ja schon froh, wenn ich das für mich Relevante sicher identifizieren kann. Und das Wie: Weis auch nicht.
Ich habe den Verdacht, das man das nicht planen oder denken sollte, jedenfalls nicht im Detail.

Viele Probleme kommen und gehen, beides unerwartet, beim Machen.

Also machenmachenmachen. Und da bist du, deinem Weblog nach zu urteilen, ganz gut unterwegs.
Offensichtlich trotz Zeitmangel. Was ich wirklich irre finde.