Wir wollte ja nur schwimmen gehen. Erster Mai. Feiertag. Klar haben die Schwimmbäder in Hamburg da auf. Schwimmsachen mit drei Kleinen zu packen ist eine Sache, für die man etwa eine Stunde und drei Tonnen Nerven einplanen muss. (Nein, ich will das Handtuch in den Koffer (!) legen! Nein, ich! Nein, du hast schon meinen rechten Badelatschen reingetan! Üäääääähhh! Nagut, dann tu ich meinen linken selber rein! NEIN!)
So. Los gehts. U-Bahn Sengelmannstraße, Richtung Ohlsdorf.
Auf dem Weg dahin:
Meine Große: "Papa, guck mal, die haben alle schwarze Sachen an."
Meine Mittlere: "Papa, warum rennen die so?"
Ich so: "Vielleicht kommt gleich eine U-Bahn. Oh guckt mal, ganz viele Polizisten."
Wir sind bei der U-Bahn Station. Alles voll mit milchgesichtigen 17-Jährigen von der NPD, alle in schwarz. Man wird den Eindruck von lustiger Schnitzeljagd nicht so ohne weiteres los. Dann kommen ungefähr superviele Polizisten in Demo-Outfit auf den Bahnsteig.
Man sieht vor lauter Grün nix mehr.
Es macht sich der unschöne Eindruck breit, das wir uns in einem Raum-Zeit-Punkt befinden, wo Kinder eigentlich nicht hingehören. Rückzug ist leider verstellt.
Meine Große bekommt Angst. So richtig fröhlich bin ich auch nicht mehr.
Meine Kleine: "Papa, das sind Polizisten, die kenn ich schon. Die waren schon mal im Kindergarten, da haben die uns erklärt, wie man über die Straße gehen muss, Papa, so, so, Papa, und so!"
"AAAchtung, Helm auf!!" Die Herren in Grün machen ein weißes Ding auf ihren Kopf und sehen aus wie Klonkrieger. Meine Mittlere heult.
"Chef, Helm auf!" (kein Witz)
Der einzige Weg ist U-Bahn fahren. Ohlsdorf. Wir steigen aus, Schwimmbad wir kommen.
Schwimmbad hat zu. Kein hinweis, kein Zettel, nix.
Einer der Klonkrieger: "Hören Sie, gehen sie hier mal schnell weg, hier ist gleich Krieg"
"Papa, was ist Krieg?"
"Hört mal Kinder, das doofe Schwimmbad hat zu, wir gehen jetzt einfach in das andere" (in Volksdorf, U-Bahntechnisch das andere Ende der Stadt, die Abkürzung über Barmbek ist nicht möglich. Die Haltestelle ist, wie der U-Bahnsprecher immer wieder liebenswürdigerweise mitteilt, wegen einer Demonstration gesperrt).
Meine Erfahrung ist, dass, wenn man in so einer Situation erklärt, was Krieg ist, dann verzögert sich der Rückzug um EINIGES. Daher habe ich das dann in der U-Bahn nachgeholt.
Die Kinder waren der Meinung, dass das ein ganz doofer Tag ist. Uns begleiteten diesmal Damen und Herren vom schwarzen Block, selbstverständlich in schwarz. Etwas älter und deutlich schlechter gelaunt. Ich habe den Kindern dann noch erklärt, wie man das machen muss, damit eine U-Bahn entgleist. Die Frage war irgendwie aufgekommen.
Meine Mittlere: "Papa, das finde ich gar nicht schick, dass wir jetzt sooo weit mit der U-Bahn fahren sollen!! Ich will ein Brötchen!"
In Volksdorf war das Schwimmbad natürlich auch zu. Aber mit der Erklärung, das ja Feiertag wäre. Was für die Schwimmbäder Hamburgs meiner Erfahrung nach eine neue Ausrede ist.
Wir sind dann zuhause in die Badewanne gegangen. Hah.
Edith: Unendlich viele Rechtschreibfehler.
2008-05-05
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2 Kommentare:
Oh ja, "Christentum" und "Krieg" bringen mich immer in die größte Erklärungsnot und führen nur zu Verwirrung, weil bar von Vernunft und Verstand („Da müssen die Soldaten im Krieg aber auspassen, dass da niemand im Weg steht, wenn die schießen.“ „Ja, genau.“).
Naja, Christentum (jetzt mal die Theorie, die Intention) ist ja von der idealistischen Zielsetzung ja nicht wirklich schlimm (Schlimm sind wichtige Teile der Kirchengeschichte. Jegliche Menschengeschichte, eigentlich). Das soll ja auch alles freiwillig sein (Das wird, warum wohl, nicht so deutlich gesagt.). Alles andere wäre für mich inakzeptabel.
Die soziale Seite kann man sehr hübsch in der Kommunismustheorie besichtigen. Das ist Christentum ohne Gott. Funzt leider nicht.
Und die religiöse Seite ist eben religiös, wie andere Religionen eben auch, Kommunismus zum Beispiel ("Neuer Mensch" und so).
Aussagen über die Naturwissenschaft hinaus (Tod etc.) sind nun mal Setzungen, und ich befürchte, Glaubens-, Erleuchtungs- (Hi, Gauthama, alte Socke) und Erweckungserlebnisse, hat man oder eben nicht (Wer suchet der findet, heißt das glaub ich). Vermittelbar sind solche Sachen nicht wirklich.
Haste schon recht.
Aber. Ich hab schon Pferde kotzen sehen. Das einfache "Ich glaub nur was ich weiß/sehe/verstehe/Papa mir erklärt hat"-Ding reicht für ein paar Erlebnisse meinerseits nicht aus. Sorry.
So Einfach ist das für mich nicht mehr.
Aber das ist meine Sache, meine Suche.
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