2007-08-01

Zeichnung

Es ist ja nun mal so: Zeichnen ist überhaupt das Größte.
Das diskutiert ja auch überhaupt niemand mehr. Ohne Zeichnung keine Navigation auf diesem Planeten.
Wir können von der Welt überhaupt nur Begriffe entwickeln, wenn wir unsere Beobachtungen bezeichnen. Und zwar zunächst wortwörtlich. Eine Zeichnung ist darin weit weit präziser, universaler und schneller als Sprache.

Da sitzt man dann also und hat lauter Zeichnungen von der Welt da draussen und der Welt da drinnen und weiß endlich wo es lang geht, hat einen Plan, und den Weg als frei gezeichnet, das rettende Ufer der Begriffe von der Welt zu erreichen.
Alle Begriffe sind verstanden, nicht nur begriffen. Alle Zeichen sind erkannt und verwendbar. Zeichnung wird und ist Sprache ohne Worte, sozusagen metababylonisch (jajaichhörschonauf).

Dennoch (nee, ich hör noch nich auf). Zeichnung als visueller Denkvorgang und Basis aller statischen Kunst (oja, als Denkwerkzeug ist Zeichnung nicht austauschbar. Eigentlich kann man ohne Zeichnung nichts wirklich klären oder gar erklären, das irgendwie aussieht oder aussehen soll. Man frage mal Herrn Lagerfeldt.).



Dann hat man also alles verstanden, aber gemütlich ist es trotzdem nicht. Zeichnung ist niemals gut und gemütlich zugleich. Zeichnung geht nicht aufs Gemüt.

Dafür sind dann die Farben da, tralalalala.
Und prompt ist man in der Malerei gelandet, die in der ständigen Gefahr schwebt, seeehr gemütlich und bedeutungsschwanger-dämlich zu sein. Was natürlich keiner will, auch Marc Chagall nicht, da bin ich mir ganz sicher.

Zeichnung kann sehr gut ohne Malerei, aber Malerei nicht ohne Zeichnung. Außer man gibt die Auseinandersetzung mit Form auf, farbfeldmalert also etwas ahnungslos, und muß dann erheblichen definitorischen Aufwand betreiben, um nicht mit dem Anstreicherhandwerk verwechselt zu werden ("WAS?? Mein Grün ist ein ganz besonderes Grün, DAS Grün schlechthin, was erlauben" usw. usf.).
Was man ja keinem Farbfeldmaler wünscht. Außer den schlechten. Die Guten haben großartiges für die Malerei geleistet (dieser Satz ist komplett ironiefrei gemeint).

Man kann ja überhaupt die rasante Theorie aufstellen, das die Malerei von der Zeichnung abhängt, Foto von der Zeichnung und Malerei, Film von der Zeichnung, der Malerei und von Foto. Und so weiter.

Täte ich das hier aus dem Arm schüttelnderweise, hängte (hingte? hüngte?) ich mich abenteuerlich weit aus dem Fenster. Tu ich aber ja gar nicht. Denn dies ist mein Weblog, und hier darf ich spinnen.

Und das alles beschreibt ja nur die Bedeutung der Zeichnung als Werkzeug, nicht als eigene Kunstform. Da wirds ja nochmal saukrass. Weil das ja eine Kunstform ist, die sich von ihren Mitteln her nahe am Nullpunkt bewegt. Außer Pantomime fällt mir nichts ein, das mit so reduzierten Mitteln solche Möglichkeiten hat.

Und die Problematik der semiotischen Genese in der Zeichnung ist ja bisher auch mit keinem Wort erwähnt. Aber man muss ja sowieso schon scrollen, bei so vielen Wörtern, und das nervt.

Andermal.

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