2019-11-02

Würde, Respekt und Augenhöhe.



Ich war gestern in Hamburg spazieren. Es liegen sehr viele Menschen in Hamburg herum. Ich kenne einige dieser Menschen persönlich aus Jahren, in denen ich ehrenamtlich Obdachlosenarbeit auf der Straße gemacht habe.

Es. Ist. Kompliziert.

Auf jeden Fall ist es anders, als es medial dargestellt wird. Anyway. Das Winternotprogramm startet. Es ist sehr viel mehr Nachfrage als Angebot. Es soll bitte allen helfen, ein besseres Leben zu leben, rauszukommen aus Situationen, in denen sie nicht sein wollen.

Und meine Vermutung ist, dass die SPD stirbt (ja, auch in der Hochburg Hamburg), weil sie der unteren Mittelschicht (!) die z.T. irrationale Angst vor sozialem Abstieg (mit Endstation Obdachlosigkeit) nicht nimmt. Die AfD bedient prima diese Ängste und holt die Leute genau da ab. Dabei geht es gar nicht unbedingt um Geld. Würde, Respekt und Augenhöhe.

Die bittere Wahrheit über die SPD ist: Die ganzen links-progressiv-urbanen-plastikmüllbekümmerten-bewußtgenießenden-ziemlichgutverdienenden-Stadtmenschen sind stattdessen de facto die Zielgruppe der SPD geworden.


Würde, Respekt und Augenhöhe.
 

Zwei Sachen dazu.

Diese Gruppe von Menschen ist einflussreich, kulturprägend, aber klein. Und sie ist nicht wirklich in Schwierigkeiten. Menschen in Schwierigkeiten waren mal die Zielgruppe der SPD. Der SPD ist einfach das Soziale abhanden gekommen, weil es SEHR uncool geworden ist.

Das berührt einen wichtigen Punkt. Die SPD begreift das nämlich nicht. Sie hat lange Listen, was sie alles soziales für "die Menschen da draußen" tut.


Würde, Respekt und Augenhöhe.


Ja, die SPD tut tatsächlich einiges. Aber darum geht es gar nicht.

Vielmehr: Es existiert fast keine (emotionale) Beziehung mehr zwischen Vertretern der SPD und den sozial Benachteiligten in diesem Land, ihrer eigentlichen Kernwählergruppe.

Dieses Problem hat keine andere Partei in Deutschland.


Würde, Respekt und Augenhöhe.


Und dazu kommt: Die SPD kann nicht einfach zurück zu den alten Zeiten. Da sitzt jetzt nämlich die AfD (in den Augen ihrer Wähler jedenfalls. Ich glaube nicht einen Augenblick, das die AfD auch nur ansatzweise sozial ist. Nationalsozialistisch möglicherweise, aber nicht sozial).

Und damit zum zweiten Punkt.
Man muss sich nämlich in Kontakt begeben (was die AfD sehr geschickt macht), wenn man Beziehung haben will (Wähler haben will, Wahlen gewinnen will).

Mit den coolen, jungdynamischen, urbanen Müllvermeidern entspannt Latte zu schlürfen und die Rente für alle erläutern ist natürlich viel angenehmer und cooler, als verbitterten, oft sehr holzschnittartig polemisierenden Verlierern dieser Gesellschaft in ihrem SCHMERZ zuzuhören.

Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe. Würde, Respekt und Augenhöhe.

Beziehungen sind anstrengend, oft öde, nervig und vordergründig nutzlos.


Aber, liebe SPD, wenn man Beziehung aufgibt, gibt man sich auf.

Das habe ich von Obdachlosen gelernt, die tapfersten (und oft irrationalsten) Menschen, die ich kenne.


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