2008-10-24

LCM.

Lifechanging Musik.

Das fing an, mit meiner Schwester. Sie hörte Jürgen Drews. Ich konnte mich für den nicht so recht begeistern. Aber Sie war damals der Maßstab was coolsein anging. Und Trotzdem. Näh, lass man.

Als sie dann auf Beatles und Simon&Garfunkel umstieg, fing es an, dass ich Musik als etwas anderes wahrnahm als peinliche Lieder im Kindergarten/in der Schule mitsingen zu müssen.

Yes war der letzte Einfluss meiner Schwester. Die waren schon sehr gläsern und kopfig. Aber ich fand die in der Disziplin immer spitze.

Mein Vater hörte immer Modern Jazz Quartet und Johann Sebastian Bach. Sowas verhindert zuverlässig Herrn Drews und lässt aber durchaus die Beatles und Simon&Garfunkel zu.

Bach hat mich eigentlich erst interessiert, als ich Glenn Gould gehört hatte. Bach hatte erstens den Malus, dass mein Vater den hörte, und da musste ich was dagegen haben, das war damals einfach so. Zweitens, und dass gilt eigentlich immer noch, ist Bach für mich nicht einfach. Nicht einfach fröhlich. Nicht einfach gut. Nicht einfach nett. Da ist immer etwas schweres, komplexes, tiefes, deutsches in der Musik. Und diese wahnsinnige kristalline Präzision. Man mache sich mal die Mühe, einzelne Stimmen in einer polyphonen Musik zu verfolgen. Das ist bei Bach derartig geil. Aber es ist eine echte Mühe, zumindest für mich.

Die Musik von Bach hat einen sehr direkten Zugriff auf meine Gemütsverfassung. Sie macht mir nicht einfach wieder gute Laune, wie Funk zum Beispiel. Sie ist ein freundliches "Jetzt reiß dich zusammen, du hast auf diesem Planeten noch was zu erledigen". Das ist sehr viel wert.

Pink Floyd haben mich sehr erwischt, damals. Nicht "The Wall" sondern "Wish you were here". Und dann später sehr "Meddle". Was die nach Roger Water gemacht haben, ist nicht der Rede w
Was soll ich sagen? Die haben schon was gewaltiges. Und dieses depressive, pessimistische in den Texten, tja, fand ich super.

Gentle Giant. Die haben mich echt, also. Da denkt man dann erstmal "hä?". Ich fand die so abgefahren. Die waren dafür verantwortlich, das ich mir ernsthaft atonale Musik, Stockhausen und Cage und sowas reingetan hab. Was ich nicht dauernd und im Auto oder beim Kochen mache, aber immer mal wieder. Hält wach, sowas.

Sinead O'Connor und Alanis Morissette haben mich gar nicht so sehr wegen besonders origineller oder komplexer Musik erwischt. Insbesondere Sinead O'Connor kann aus jedem Kitsch etwas mit ihrer UNGLAUBLICHEN Stimme machen, das man eigentlich gar nicht mehr weiß wohin.

Und Frau Morrissette lernte ich in einer Zeit kennen, wo ich den Zorn gut gebrauchen konnte. Und die Texte, nunja, ich konnte was damit anfangen, kann damit was anfangen.

So. Nu is gut.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Auch klasse: http://de.youtube.com/watch?v=Oao58LsKn64

gerdbrunzema hat gesagt…

Oja.


Oja.

Ruwi hat gesagt…

Sehr gut! Also, der Anspruch von LCM ist natürlich ziemlich naja... hoch. Ich mache mir seit ein paar Tagen darüber Gedanken, ob Musik, Kunst odersowas WIRKLICH Life changing sein kann. Beim Machen gibt es diesen Effekt. Aber beim konsumieren? Es ist noch kein abschließendes Urteil in Sicht.

gerdbrunzema hat gesagt…

Klar ist der Anspruch hoch.

Und das einen das Machen eher und vielleicht auch stärker verändert, ist bestimmt so. Aber für mich gilt auf jeden Fall, das die Wahrnehmung von Musik, Kunst, Literatur und von mir aus auch noch Theater und Kino und weiß der Geier was noch an kreativen Äußerungen meine Art die Welt zu sehen sehr stark beeinflusst hat, wahrscheinlich auch stärker als umgekehrt. Das man ein dramatisches Geschehen in der Wirklichkeit deswegen dramatisch findet, weil es als "strukturelles Drama" in der Literatur vorliegt.
So, wie man das Konzept "Portrait" in anderen Kulturen nur schwach oder gar nicht vorfindet, und in der europäischen stark wegen der Tradition der Heiligenbilder/Ikonen, die vermutlich aus dem christlichen Alexandria aus den Grabbeigaben blablabla
Was letztlich zu unterschiedlichen Konzepten von Individuen in verschiedenen Kulturen führt.

Unterm Strich: Ja, auch beim konsumieren passieren lifechanging Effekte. Bei mir jedenfalls.

Ich meine ja nicht, das ich daraufhin ein besserer Mensch bin (obwohl, vielleicht auch das, man soll die Hoffnung ...).

Aber die Sicht auf sich selbst und die Welt ändert sich signifikant, sozusagen.

Ruwi hat gesagt…

ja, da stimme ich Dir zu, wenn ich aber konkret sagen sollte: "Diese Musik, diese Kunst, dieses Buch hat mein Leben verändert", wirds schwierig. Ich glaube, wenn ich in einer ganz bestimmten Stimmung ein Bild sehe,dass diese Stimmung trifft, oder meine Perspektive auf die Dinge ändert,dann gab es schon vorher ein Konzept von dieser Perspektive in mir. Das Bild trifft dann "nur" den Nagel auf den Kopf und ich sage: Jawoll, das ist das, was ich eigentlich sagen will, da manifestiert sich das wie ich mich fühle /fühlen will/fühlen sollte undwattnichall.
Man ändert sich ja ständig, das wäre zumindest wünschenswert. Aber auf welchen Einfluß ich das zurückführen kann, kann ich schwer bestimmen. Frei nach Luhmann: "der Mensch ändert sich, oder eben nicht".

Äähh...ja, ich schick das hier einfach mal ab. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

gerdbrunzema hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
gerdbrunzema hat gesagt…

Ja, man ändert sich ständig. Und auch nicht, achscheiße, Luhmann alte Hackfresse, jaja...

Was ich sagen will in dem Post ist einfach, das es Wendepunkte in der Kurve gibt, die mit Wahrnehmungserlebnissen markiert sind (sein können). Und diese (zumindest einige dieser) Markierungen in meiner Vita hab ich aufgezählt. Alle kriegt man nicht zu fassen. Muss auch nicht.

Das geht ja soweit, das man eigentlich sagen kann, das bestimmte Leute für bestimmte Lebensabschnitte zuständig zu sein scheinen. Z.B: Hermann Hesse, wenns ganz schlimm ist, so mit 14-17 Jahren. Oder Kafka, wenn man gerne depri und allein ist. Oder Theodor Storm, wenn man aus Norddeutschland ist oder sein will. Oder Theodor Fontane, wenn man 40 ist und die Frustsedimente letztendlich alle Ideale überrieselt haben und man trotzem Haltung bewahren will.

Die Klischees sind da, und immernoch da, weil sich meistens wahr sind.
Alle sind Individuen, nur ich nicht...

Ruwi hat gesagt…

hihi Hackfresse.... da fällt mir das schöne Wort "Fratzengeballer",das ich vor Kurzem mal wieder gehört habe... aber das tut nix zur Sache.

Und bestimmte Leute zu einer bestimmten Zeit - das ist nun wieder völlig richtig. Macht ja auch mal Spass über sowas alles nachzusinnen.