Herr H.P. war schon immer sehr erpicht auf Urkunden. Er zeigte mir voller Stolz seine Ingenieurs-Fortbildungs-Urkunde der Technischen Universität Braunschweig die er vor einigen Jahren erwarb. Er war durch diese Urkunde Umweltsachverständiger.
Das führte ihn zu regelmäßigen Überprüfungsgängen in die Küche des Seniorenheims, in dem er residiert. Da seine Ermahnungen an das Personal, den Küchenabfall nicht im Hof stehenzulassen, nicht fruchteten, richtete er die Ermahnung nun an den Geschäftsführer, dem er schon des öfteren gute Tipps zur Geschäftsführung eines Altenheims gegeben hatte, wie er mir nicht ohne Stolz erzählte.
Der Geschäftsführer meinte, durch Ignoranz das Ganze abwiegeln zu können. Das bewog aber Herrn H.P. zusätzlich die Abfälle der Bauarbeiten, die zu der Zeit im Seniorenheim vor sich gingen, auf Asbesthaltigkeit zu kontrollieren.
Die Beschwerden der Bauarbeiter signalisierten dem Geschäftsführer schließlich, dass man die ganze Angelegenheit vielleicht doch grundsätzlicher angehen müsste. Die externe Betreuerin von Herrn H.P. wurde kontaktiert. Sie ist eigentlich nur für die Finanzen des Herrn H.P. zuständig. Es wurde ihr nahegelegt, sich doch mal nach einer anderen Residenz für Herrn H.P. umzuschauen.
Als ich Herrn H.P. neulich besuchte (wir malen und zeichnen manchmal zusammen), verriet er mir seine Strategie, in dieser Auseinandersetzung seine Interessen durchzusetzen. Er war auf die Idee gekommen, dem Geschäftsführer anzubieten, die Umweltskandale der Seniorenresidenz NICHT dem Ordnungs-, Gewerbe-, Umwelt- und Gesundheitsamt zu enthüllen. Ich bat ihn, seinen kühnen Plan vielleicht doch nochmal mit seiner Betreuerin zu besprechen.
Sie hat dann mit dem Geschäftsführer offensichtlich eine Lösung gefunden, die ohne Rauswurf auskommt. Sie ist eine sehr fähige Frau.
Und darüber bin ich sehr froh.
2008-06-23
Urkunden.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen