2011-04-04

Urteil.

Urteilen ist eine Interaktion. Ich beurteile, ich werde beurteilt. Das ist so. Die Frage ist, gefällt mir das, möchte ich urteilen, möchte ich beurteilt werden. "Niemands Knecht und niemands Herr" war lange ein Kernsatz meines Regelwerks, nach dem ich mich sozial bewegt habe.

Dieser Satz ist eine Täuschung. Das geht nicht. Das ist ein Machtlos-Ideal, eine anarchistische Fata Morgana. Denn das ist Nicht-Beziehung. Beziehung ist u.a. das hin- und herfliessen von Aufmerksamkeit. Das ist notwendig ein oszillierendes Machtverhältnis. Alleine schon die Entscheidung, Aufmerksamkeit auf jemanden zu richten ist ein Akt von Machtausübung.

Wenn man sich nun wiederfindet in einem Machtgefüge, dass durch Aufmerksamkeitsmechanismen regiert wird, dann stellt sich unbedingt die Frage nach der Gut- bzw. Böswilligkeit der Aufmerksamkeit. Und das hängt davon ab, ob ich das Objekt der Aufmerksamkeit für meine Zwecke brauche, es also letztendlich um mich geht, oder ob ich es schaffe, von einer "Selbstzentriertheit" zu einer tatsächlichen "Anderenzentriertheit" zu gelangen. Denn bleibe ich selbstzentriert, dann opfere ich das Objekt meiner Aufmerksamkeit im Notfall, und mein Profit geht über die Wahrheit, die ich in dem Anderen sehen kann.

"Anderenzentriertheit" (hiermit entschuldige ich mich ausdrücklich für die Hässlichkeit dieses Wortmonsters) ist der Kernmechanismus von Liebe, davon bin ich absolut überzeugt.

Darin ist es möglich, Wahrheit zu sein ohne kalt und gleichgültig zu sein.

In fact, Wahrheit ohne Liebe ist nicht wirklich Wahrheit sondern stolze Rechthaberei.
Und Liebe ohne Wahrheit ist nicht wirklich Liebe, sondern sentimentale Eitelkeit.

An der Stelle wird deutlich, das Liebe immer Macht und Machtlosigkeit ist. Sein muss.

Und Gleichgültigkeit ist sozialer Tod.


Und das ist alles schön und gut, aber trotzdem muss ich Leute beurteilen und es fühlt sich OBERSCHEISSE an.

Work in progress.



Nevermind.

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