Sie hat einfach schreiend geheult. Heulend geschrieen. Eine Stunde und ca. 50 Minuten. Ohne die kleinste Unterbrechung. Die anderen waren still. Entweder mit einem Gesichtsausdruck ungeduldigen Wartens im Gesicht, eine Spur Zorn dazu. Oder überfreundlich beflissen, bemüht, alles richtig zu machen, unaufgeregt, so ist das grad mal, ich geh jetzt Zähne putzen.
Es. War. Richtig. Finster.
Reden konnte sie ja nicht, erstickte Laute von sich gegeben hat sie die ganze Zeit, in verzweifeltem Bemühen, sich verständlich zu machen, sehr erfolglos, immerhin verstand ich irgendwann, dass Sie gar nicht mehr wollte, nicht mehr aufhören konnte, Lachkrampf hoch minus eins und Angst, was das ist, woher soviel plötzlich, ja ich war lange weg, ja.
Ja.
Ja.
Jaja.
Was macht man da? Die mit dem moralpsychologischen Dauerständer sagen einem dann, das man Verständnis haben muss, auf jeden Fall in den Arm nehmen und Verständnis haben und streicheln, und Verständnis haben.
Also sitze ich da, hab sie auf dem Schoss, streichle Sie und verstehe nichts und alles. Was überhaupt nichts hilft. Den ungeduldigen Blick um mich rum, und oh, schon fertig Zähne geputzt, prima, und sie weint.
Und dann gähnt sie, weinend.
Und da hab ich sie geküsst.
2008-09-01
Sie war traurig.
Eingestellt von gerdbrunzema um 08:10
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7 Kommentare:
Mittlere?
Jup.
1h 50min klang sehr nach ihr...
Ich finde, Du bist ein toller Papa.
Danke sehr. Ich bin da nicht so überzeugt von, aber lassen wir das.
Wer nach 1h 50min schreiendem Geheule, heulendem Geschrei, verständnislosem Verstehen und verstehender Verständnislosigkeit noch küssen kann, ist ein toller Papa.
Oder ein ziemlich hilfloser solcher.
Das eine schließt das andere nicht aus. Es hat schon Eltern gegeben, die in ihrer Hilflosigkeit ihre Kinder an die Wand geklatscht haben. Und, nein, leider nicht im übertragenen Sinne. Ich finde, wenn sich Hilflosigkeit bei Dir so äußert, stützt das meine These.
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